Künstlertod
   

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Erst beim vierten Film "Vermächtnis", bei dem ich bei SOKO Stuttgart als Komparse zu Gast war, erlebte ich ein Filmteam, das aus den Gegebenheiten das herausholte, was drinsteckte. Der Kameramann wagte einen Wegzoom von Person 1, schwenkte im Raum zu Person 2 und zoomte wieder auf diese zu. Solche Einstellungen gehen nur ganz selten, in dramatischen Momenten mit Beziehungen quer durch einen Raum - und es war richtig an dieser Stelle, und kaum ein Angestellter dieser Mittelklasse-Filmwelt hätte so etwas gewagt. Der Beleuchter rannte hin und her und kämpfte um das Licht, und er hatte Erfolg. Die Regie teilten sich zwei Frauen, die solidarisch diskutierten - das habe ich bei Frauen mit Führungsauftrag noch gar nicht erlebt :-)

Unterseite:       Vornehme Leute

Die Ausleuchtung des Vorraums sorgt für magische Stimmung

Wir Komparsen sollen heute schwer reiche Säcke darstellen, mal im Anzug, mal mit exzentrischen Accesoires

Und hier die Kunst. Ich mische in den folgenden vier Bildern zweimal offiziell anerkannte moderne Kunst und zweimal das, was ein Theatermaler mal eben so anfertigte für den Film, und danach verschwinden diese Werke, die ich hier fotografiere, im Gar-Nichts. Im Film dienen sie durchaus für kurze, in so einem Serienfilm unerwartet tiefgründige Reflektionen - also auch der Drehbuchschreiber hat sich hier ins Zeug gelegt: Zwei Darsteller stehen vor so einem Riesen-Abstrakt-Bild und grübeln über Absurdität, Monströsität, Erfüllung und Bluff im Rahmen des Verkaufs von moderner Kunst. (im Fernseh-Film wurde das, was ich hören und sehen durfte als Komparse, weitgehend weggeschnitten. Ihr Banausen!)

Wir standen vor Millionenwerken, als wären es billige Zeitungsnachrichten. In manchen Momenten war kein Wächter da: Ein privates Erlebendürfen von zur Entstehungszeit sehr modernen Gemälden, die am Rande der Gesellschaft damals auch mal billig gestartet waren, denen die Wertzuweisung erst nach Jahrzehnten passierte.

Bei abstrakter Kunst bleibt ein Zynismus. Der wird bei diesen Film-Schnell-Gemälden deutlich: Sie unterscheiden sich nicht von manchem teuer Gehandelten. Soweit teuer Gehandeltes nicht hinausgelangt aus dem Umfeld der Allerweltsproduktionen, ist es aus meiner Sicht auch nur einen Handwerkerpreis wert: "Da, 400 Euro für Sie und das war´s".

Wir Komparsen pausieren nicht im Wartesaal hier. Wir pausieren mitten in Hits der klassischen Moderne. Kein Wächter und hinten ein Macke. Alles lief gut.

Klassisches Gerät: Im Prinzip, durch die Brille moderner Kunst, als Foto, als Objekt, bekommt auch dieses Teil kurz seinen Kunst-Stempel im Kunst-Tempel. Aber der Kunstsucher weiß: Filmleuchten stehen an Drehorten vielfach herum. Sie sind jederzeit zum Handwerkerpreis aufkaufbar: Eine Filmleuchte, ein pragmatisches Ding. Ach so. Ja dann. Dann stellt der Kunstsucher das Ding beiseite und sucht weiter nach Einmaligkeiten. Ich lache da drüber und deute weiter auf die Filmleuchte.