Bilanz nach
acht bezahlten
Komparsen-Aufträgen im Juni 2019:
Gern bin ich derzeit Komparse. Aber ich ahne nun, dass die
meisten Filme mich
nicht überzeugen werden, in denen ich Komparse bin.

Chris singt den "Komparsentanz"
beim Betrachten von Filmschnipseln, in denen er zu sehen ist.
Von hundert abendfüllenden Filmen, die gedreht wurden (zur öffentlichen
Aufführung - mehr als zehnmal gezeigt - gelangen davon schon nur zehn )
vermute ich, dass nur einer in seiner Form gelungen ist.
Und von hundert in der Form gelungenen abenfüllenden Filmen meine ich,
dass nur einer Sinn stiftet (neunundneunzig halte ich für kommerzielle
Hohlprodukte und banale Bausteine von Serien).
Das ist deprimierend für die Filmemacher, für die am Film Beteiligten.
Vermutlich dominieren in anderen Kunstsparten aber die Abstürze ebenso:
Bei Schauspielen, bei Gemälden, bei Texten.
Der Aufwand, einen Langfilm zu drehen, ist aber vergleichsweise enorm.
Einen Text von mehreren Seiten in den Sand gesetzt zu haben, das
hinterlässt bei mir ein Schulterzucken. Meine Gemälde erfreuen fast alle
schon mal mich, und ich jage ihrer öffentlichen Präsentation nicht
hinterher. Filme aber sind Produkte, die man nicht wie ein Papierbuch ins
Regal stellen kann, die sich nicht an die Wand hängen lassen. Sie
beanspruchen im Normalfall (den ich bei meinen "Fensterfilmen" (Link hier
hin?) unterwandere) für ein, zwei Stunden Konzentration. Abendfüllende
Filme drängen aus meiner Sicht mehr als Texte und Gemälde zu Publikum.
Und sie scheitern fast immer. Im ersten Schwung nehmen wir irgendwie
erfolgreiche Filme wahr. Doch wer ein Filmfestival ausgiebig besucht,
weiß: Vieles sehe ich nur mal hier, es erreicht kein Kino im Umland und
kein Fernsehen.
Ich war im Moment - am 23.5.2019 - achtmal Komparse in Filmen - dreimal
für das Kino, fünfmal für das Fernsehen. Zwei der Filme, in denen ich
steckte (Der als "kleines Fernsehspiel" geplante Film "Die Notärztin" und
der für das Kino mit Fördergeldern ausgestattete Film
"Tagundnachtgleiche") waren so schlecht, dass sie wohl nie zur
öffentlichen Aufführung
gelangen (mehr als zehn Vorführungen im Kino oder einmal im Fernsehen
gesendet).

Chris mit "Schrotti" von "Soko
Stuttgart" = Michael Gaedt, für den Chris im Krimi schon das Geburtstagslied
sang.
Die beste Regie, beste Kamera und das beste Licht traf ich
bisher ausgerechnet bei "Das Vermächtnis" an - einem regionalen
Serienbaustein, "Soko Stuttgart". Extrem viel Geld wurde versenkt beim
"Dreigroschenfilm". Da war mehreres gut: Vermutlich das Drehbuch, klar die
Kulissen, vielleicht die Kamera, wenn sie denn hätte drehen dürfen, was
alles Tolles zu sehen war. Aber die Hauptrollen waren zu etwa einem
Drittel fehlbesetzt und die Regie agierte mechanisch statt
engagiert: Haltlos, farblos und kaputt blieb dadurch das Gezeigte.
Ich erwarte von meinen bisherigen Erlebnissen her nicht, dass ich jemals
Komparse bin in einem Film, der dann auch in der Öffentlichkeit Erfolg hat
und - nochmals um den Faktor zehn anspruchsvoller - auch bei mir
Anerkennung findet. Ich spüre, dass
ich zwar echt gerne filme, es aber bisher unterlassen habe und noch lange
unterlassen will, einen abendfüllenden Spielfilm zu drehen.
Das, was ich als Komparse mitansehen musste, das, was mir bei nur einem
Tag Präsenz im Drehgeschehen schon deutlich wurde (besonders litt ich bei
"Tagundnachtgleiche": Alle Einstellungen mit Steady Cam gedreht - das Bild
wird auch da schwanken, wo der Wahrnehmung ein statischer Rahmen helfen
würde - sowie zwei nicht ausgewogen besetzte Schauspielerinnen in Rollen,
bei denen sie dringend auf Augenhöhe zueinander nach außen hin hätten
wirken müssen) verdeutlicht mir: Von tausend Filmen, die gedreht werden,
bringt mich nur einer zum Jubeln. Einen solchen Film schaffe ich nicht zu
drehen :-) Es geht mir im Bereich "Film" ein bisschen wie Woody Allen mit
Vereinen: "Einem Verein, der mich als Mitglied aufzunehmen bereit ist, würde ich nicht
beitreten". Chris Mennel |